Vorwort

Am 8. Juni 1948 kam der 356 Prototyp Nr. 1, ein Roadster, als allererster Porsche der Geschichte auf die Straße. Die offizielle Präsentation findet im März 1949 auf dem Genfer Autosalon statt.

Porsche 356 n°1 - Welly WAP0207900K



Der Porsche 356 wird bis 1965 in Serie produziert, mit vielen Weiterentwicklungen und folgenden Versionen.

Porsche 356 - Quiralu



Ab Ende der 1950er-Jahre bereitete Porsche den Ersatz für den in die Jahre gekommenen Porsche 356 vor.
Verantwortlich für das Karosseriedesign ist der Designer Erwin Komenda, Schöpfer des VW-Käfers und des 356. Letzteren sieht sich Ferry Porsche allerdings mit neuen Moden "überfordert" und ernennt seinen Sohn Ferdinand Alexander (FA), frisch von der Schule, zum Abteilungsleiter. Nach einer Phase der Spannung werden die beiden Männer Hand in Hand an der Karosserie des 901 arbeiten.
Der von Ferry Porsche auferlegte Motor ist ein 6-Zylinder-Boxermotor, der von seinem Neffen Ferdinand Piëch (noch in der Schule und 1963 endgültig eingestellt) und dem Ingenieur Hans Mezger entwickelt wird.
Dazu wurden vor der Präsentation des Porsche 901 mehr als zehn Prototypen gebaut und getestet. Wie wir später sehen werden, war von Anfang an das Cabrio geplant.



Modelljahr

Generell beginnt bei Porsche das Modelljahr bzw. der Jahrgang mit dem Zeitraum der IAA in Frankfurt und damit im September. Die von diesem Moment an präsentierten und gebauten Autos sind daher Modelle des folgenden Jahres.

Aus Marketinggründen kann das Modelljahr aber auch auf Juli oder August vorgezogen werden, was bei den ersten 911-Generationen der Fall ist.

Das Modelljahr hat also nichts mit dem Kalenderjahr oder dem Datum der Erstzulassung zu tun, lediglich die Fahrgestellnummer bestimmt mit Sicherheit den Jahrgang des Autos.



Porsche 911 Classic

Die Porsche 911 Classic entsprechen der ersten Generation des Porsche 911, sie wurden in einer Stückzahl von 111.995 Exemplaren (Quelle Porsche) vom Jahrgang 1964 bis zum Jahrgang 1973, also von September 1963 bis Juli 1973, produziert.

Sie werden in zwei Gruppen eingeteilt: die kurzen SWB-Fahrgestelle (für Short WheelBase) mit einem Radstand von 2211 mm bis Modelljahr 1968; und das lange LWB-Chassis (für Long WheelBase) mit einem Radstand von 2268 mm, von Modelljahr 1969 bis 1971 und 2271 mm für die Jahrgänge 1972 und 1973. Die Prototypen hatten einen Radstand von 2204 mm.

Die 911 SWB haben eine ziemlich unsichere Straßenlage und es ist üblich, dass die Vorderachse abgleitet. Porsche wird dieses Problem bei den Modellen von 1967 und 1968 beheben, indem die vordere Stoßstange mit Gusseisenblöcken beschwert wird, um das Gewicht auf der Vorderachse zu erhöhen. Erst mit dem Jahrgang 1969 und der Verlängerung des Radstands um 57 mm war das Problem endgültig gelöst.

Wir werden später sehen, dass jedes Modelljahr des Porsche 911 Classic bestimmte Merkmale aufweist, an denen sie erkannt werden können, sofern sie in ihrer ursprünglichen Konfiguration erhalten geblieben sind oder restauriert wurden, was leider nicht immer der Fall ist.



Baujahr 1964

SEPTEMBER 1963 :

Am 12. September 1963 wurde der Prototyp 901/5 auf der IAA in Frankfurt präsentiert. Dieser hat eine champagnergelbe Farbe und ist mit einem Dummy-Motor ausgestattet, da dieser noch nicht fertig ist.
Erst im Februar 1964 wurde der Prototyp mit einem der ersten Flat 6 Typ 901 Motoren ausgestattet und auf den Messen in Paris, London, Turin und Genf präsentiert.
Dieser Motor hat zwei separate Auspuffauslässe, die zwischen den beiden Stoßfängern positioniert sind.
Die Baureihe 901 wird nur einen Auspuffauslass links haben.

Prototype 901 n°5 - Spark S4463



JUNI 1964 :

Im Juni 1964 wurde der 901-Prototyp mit der Fahrgestellnummer 13360 zum Karosseriebauer Karmann geschickt, um das Dach auszuschneiden und das Chassis zu verstärken. Zurück bei Porsche Anfang September wurde der 901 Cabrio-Prototyp intensiven Tests unterzogen. Leider traten eine Reihe von Problemen auf und da die Zeit fehlte, sie zu lösen und in Serie zu bringen, modifizierten die Ingenieure ein 901-Coupé, indem sie eine flexible Heckscheibe und eine abnehmbare Dachverkleidung einführten: Der Targa war geboren, und dieser wird im September 1965 auf der IAA in Frankfurt präsentiert.

Der 901 Karmann Cabrio-Prototyp wurde in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre von Porsche an den deutschen Fahrer Manfred Freisinger verkauft. Das Auto ist ohne Motor, Getriebe, Räder, Reifen und Vordersitze.
Nachdem das Auto von Freisinger erworben wurde, rüstete er es mit einem Originalmotor und Vordersitzen aus. Unter der Fronthaube, war eine sicherlich experimentelle Fuchs-Felge der ersten Generation, die als Ersatzrad diente, vergessen worden. Freisinger entschied sich daher, Fuchs-Felgen auf dem Auto zu verbauen.

Prototyp 901 Cabriolet Karmann - Autocult 90074



Das Auto wird 2001 zum ersten Mal an einen Sammler aus Ohio verkauft, der den Solex-Vergasermotor restaurieren lässt, und ein zweites Mal 2014 an einen Briten.
2013 hatte er im Rahmen des 50-jährigen Jubiläums des 911 beim Pebble Beach Concours d'Elegance einen sehr auffälligen Auftritt auf dem Porsche-Stand.



Zusammenfassung des Jahrgangs 1964
Prototyp 901/5 Coupé 2.0 L 130 PS 9,1 s 210 Km/h


Außendetails :

- Verchromte Scheibenwischer im Stand nach rechts ausgerichtet.
- Lackierte vordere und hintere Stoßfänger, verziert mit einer Aluminiumleiste, die mit einem feinen schwarzen Gummistreifen eingefasst ist. Die hinteren Stoßfänger sind komplett verchromt.
- Frontstoßstange ohne Hörner.
- Keine Nebelscheinwerfer, kein Standort für diese.
- Runde, leicht spitz zulaufende Chrom-Außenspiegel.
- Verchromte Hupen Abdeckungen.
- Keine Schwellerleiste.
- Heck Motorhaube mit verchromtem Lüftungsgitter.
- Goldfarbener "PORSCHE" Schriftzug auf der Heckhaube, kleiner als bei den Serienmodellen (kein Modellschriftzug).
- 15-Zoll-Blechfelgen mit flacher Chrom-Nabenkappe, verziert mit einem runden Porsche-Wappen.

Details zur Innenausstattung :

- Die Innenausstattung der Prototypen ist nahe an der des 356, erst ab dem Jahrgang 1965 mit der Produktion des 901 wurde die Innenausstattung modellspezifisch.


Christian G.
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